Chronik der Sturmfluten an der Nordseeküste
Sturmfluten: Tod und Verderben an der deutschen Nordseeküste
Diese Chronik der Sturmfluten umfasst eine Wiedergabe der Sturmfluten und der darauf folgenden Überschwemmungen an der Küste der Nordseeküste.
838 die erste dokumentierte Sturmflut
26.Dezember 838: Die erste dokumentierte Sturmflut forderte in den Niederlanden 2500 Tote.
17.Februar 1164: Julianenflut: Ostfriesland und Weser-Elbe-Gebiet, der Jadebusen beginnt zu entstehen, ca. 20 000 Tote
16.Januar 1219: Erste Marcellusflut in West-, Ost- und Nordfriesland, schwere Schäden, große Überschwemmung im Elbegebiet, ca. 36 000 Tote. Von hier ist der erste Augenzeugenbericht überliefert.
25.Dezember 1277: Weihnachtsflut trifft Friesland bei der etwa 50 Dörfer in den Fluten untergingen.
14.Dezember 1287: Luciaflut an der deutschen Nordseeküste, ca. 50 000 Tote
Die Grote Mandränke
15.-17. Januar 1362: Zweite Marcellusflut oder Grote Mandränke genannt: In Ost- und Nordfriesland große Landverluste, der Dollart beginnt zu entstehen, 30 Dollart-Dörfer sind untergegangen, Leybucht und Jadebusen wurden erweitert, Zerstörung von Rungholt, ca. 100 000 Tote.
21.November 1412: Cäcilienflut an der Unterelbe, ein ganzes Dorf an der Estemündung wurde vernichtet und die Elbinsel Hahnöfersand vom Festland abgetrennt. Es gab schätzungsweise rund 30 000 Todesopfer.
1.November 1436: Allerheiligenflut trifft die Deutsche Bucht. Die gesamte Nordseeküste wurde überflutet, insgesamt wurden ca. 500 Todesopfer beklagt. Das Dorf Eidum (auch Eydum) auf Sylt wurde so stark getroffen, dass die überlebenden Einwohner den Ort verlassen und eine neue Siedlung gründen mussten.
6.Januar 1470: Heilige Dreikönigsflut trifft die Elbmarschen. Die Halbinsel Eiderstedt wird überflutet.
Von der Allerheiligenflut bis Petriflut
1.November 1570 : Bei der Allerheiligenflut von Flandern bis Jütland wurden zahlreiche Deiche zerstört. Es gab große Landverluste in Ostfriesland mit etwa 10 000 Tote zwischen Ems und Weser.
21.August 1573: Kornflut mitten im Sommer: Diese Sturmflut wurde so genannt, weil damals viel Korn auf den Feldern vernichtet wurde. Sie traf auf Deiche, die noch von der Allerheiligenflut geschwächt oder zerstört waren.
26.Februar 1625: Fastelabelflut oder Hohe Eisflut. Schäden und Deichbrüche in Ostfriesland und Oldenburg. Betroffen sind auch Hamburg und das Alte Land
25.Januar 1634: Sturmflut St. Pauli, der Estedeich wird in Hove auf 900 m Länge überflutet.
11.Oktober 1634: Die nordfriesische Marschinsel Alt-Nordstrand geht in der Nacht zum 12. Oktober in einem Orkan mit der folgenden Burchardiflut unter, wobei von den 8.600 Bewohnern ungefähr 6.400 ums Leben kommen. Das Ereignis ist auch als Zweite Grote Mandränke bekannt. Insgesamt sterben bei dieser Sturmflut in der Deutschen Bucht 15.000 Menschen.
22.Februar 1651: Die Petriflut forderte Tausende von Toten (ca. 15.000) und verursachte große Landverluste. Die Dünenkette der Insel Juist und Langeoog wurden gespalten. Siedlungen wie Dornumersiel, Accumersiel und Altensiel wurden stark zerstört. Das Wasser reichte bis zur Kirchwarft in Fulkum (4 km der heutigen Küstenlinie entfernt). Dort wurden zahlreiche Leichen angetrieben und auch bestattet. Der Westteil der Insel Buise (zwischen Juist und Baltrum) die bei der 1. Großen Mandränke in 2 Teile gebrochen war, verschwand vollständig. Juist wurde in zwei Teile gerissen.
Die Weihnachtsflut 1717
24.Dezember 1717: Weihnachtsflut an der gesamten Nordseeküste. Es war die schwerste bis dahin bekannte Sturmflut im 18. Jahrhundert. Inseldurchbrüche auf Juist, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog, Eiderstedt und Marschen bis Geestrand überschwemmt. Das Wasser lief an der Küste und in der Unterelbe höher auf als je zuvor. In Hamburg soll der Wasserstand sogar eine Höhe von NN +5,06m erreicht haben. Mehr als 11 500 Menschen verloren damals ihr Leben und 100 000 Tiere kamen um. Fast 8000 Gebäude wurden zerstört und ca 6000 km2 Land überflutet. In Altenwerder brach der Deich an 14 Stellen und in der 3. Meile 13 Mal. Auf Wilhelmsburg wurde das Schulhaus fortgerissen.
21.Oktober 1745: Sturmflut an der Unterelbe, das Dorf Bishorst zerstört.
07.Oktober 1756: Markusflut im Hamburger Raum mit etwa 600 Toten
Die Hamburger Sturmflut
16./17.Februar 1962: Hamburger Sturmflut: 61 Deichbrüche, 400 Kilometer Deich stark beschädigt oder zerstört, ein Sechstel des Hamburger Stadtgebietes überschwemmt. Die Bilanz: 340 Tote, 315 allein in Hamburg, 1300 Häuser zerstört. Dieser ungewöhnlich hohe Wasserstand wurde von einem lange andauernden Sturm mit orkanartigen Böen über der Nordsee und einem Windfeld über der Deutschen Bucht mit mittlerer Windstärke 9BF aus WNW verursacht. Hinzu kam der Einfluss einer Fernwelle aus dem Atlantik, der bei Cuxhafen fast einen Meter ausmachte. Der Scheitelwert der Flutwelle trat in Hamburg fast zeitgleich mit der Tide ein und verstärkte sie entsprechend.
3.Januar 1976: Januarflut im Elbegebiet, höchste Sturmflut an nahezu allen Pegeln der deutschen Nordseeküste mit zahlreichen Deichbrüchen.
27.Februar 1990: Februarflut an der deutschen Nordseeküste.
03.Dezember 1999: Der Orkan Anatol trifft das gesamte Nordseegebiet. In Hamburg wird mit 5,86m über NormalNull der 4 höchste Pegelstand seit der Aufzeichnung registriert. Die dänische Insel Röm wurde überflutet.
Orkan Xaver: der schwerste Sturm seit 1962
1.November 2006: Allerheiligenflut trifft das gesamte Nordseegebiet
9.November 2007: Sturmtief Tilo führt zu Überschwemmungen am Fischmarkt und in der Hafen City von Hamburg. Am Pegel St. Pauli wurde ein Pegelstand von 5,42 Metern registriert. Es war die schwerste Sturmflut in Hamburg seit 1990. Helgoland hatte riesige Dünenabbrüche zu beklagen.
05./06.Dezember 2013: Orkan Xaver war ein schnell ziehender schwerer Sturm, schwere Sturmflut, der Wasserstand in Emden +3,52 Meter über MTHW. Vor allem auf den Inseln Juist, Norderney, Spiekeroog und Wangerooge hat es erhebliche Dünenabbrüche gegeben. Gemessene Windgeschwindigkeit auf Spiekeroog 148km/h.